Veilchen Viola

Das wohlriechende Veilchen; das Märzveilchen, das Duftveilchen -Viola odorata 
Pflanzenfamilie der Veilchengewächse - Violaceae



Das Duftveilchen

Im zeitigem Frühjahr erblüht meine ganze Wiese in hellblau, weiß und tiefblau. Die weißen Blüten, das sind die Gänseblümchen, die hellblauen Blüten sind das persische Ehrenpreis und die tiefblauen das sind die wohlriechenden Veilchen. Mit dem Rasenmähen wird dann natürlich gewartet. Ehrlich, ich wage kaum über die Wiesen zu laufen und ich sage euch, es duftet so wunderbar eben nach Veilchen. Das ist ja eine wunderschöne Begrüßung für den Lenz. Jeder von uns atmet wohl erst einmal tief ein und aus, denn jetzt beginnt die sanfte Jahreszeit voller Kraft und Licht.

Aber was ist nun mit dem sittsamen Veilchen. Es ist wohl eine sehr beliebte Pflanze, denn sie hat in unser Leben und unsere Sprache Eingang gefunden. Denken wir nur mal an das veilchenblaue Auge; Jemand ist veilchenblau; die beliebten Veilchenpastillen oder der Veilchendienstag ... . 

Es gibt wohl einige Sorten heimischer Wildveilchen wie das Hainveilchen, das raue Veilchen, das Hundsveilchen und das Waldveilchen und noch mehr, abgesehen von  den gezüchteten Veilchenarten für unsere Gärten. Aber eines ist klar, diese tiefblauen Blüten und der wunderbare Duft schenkt uns nur das Duftveilchen oder auch Märzveilchen und ich muss noch ergänzen, dass es sich um eine Einwanderin handelt. Die Römer waren nämlich so "frei" und brachten es auf ihren Feldzügen neben anderen Pflänzchen mit.

Im antiken Griechenland und im Römischen Reich nahmen die Veilchen eine besondere Stellung ein. Im alten Griechenland entwickelte sich ein richtiger Kult um das Veilchen. Es war der Liebesgöttin Aphrodite geweiht und man sagt, dass Hera, die Gattin von Zeus die Veilchen doch so sehr liebte. Es wurden ganze Gärten aus Veilchen und Rosen angelegt. Aber auch für die alten Römer galt das Veilchen als Symbol der Liebe und Zuneigung; sie begrüßten den Frühling mit einem Veilchenwein.

Im Mittelalter war es auch u.a., das Pflänzchen der Maria. Das Veilchen verkörperte Demut und Bescheidenheit.

Hierzulande widmeten einige hervorragende Dichter wie J.W. Goethe und Eduard Mörike dem Veilchen einige Verse:

Das Veilchen
Ein Veilchen auf der Wiese stand
Gebückt in sich und unerkannt;
Es war ein herzigs Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin
Mit leichtem Schritt und muntren Sinn
Daher, daher
Die Wiese her, und sang.


Ach! Denkt das Veilchen, wär ich nur
Die schönste der Natur,
Ach nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflückt
Und an dem Busen matt gedrückt!
Ach nur, ach nur
ein Viertelstündchen lang!

Ach, aber ach! Das Mädchen kam
Und nicht in acht das Veilchen nahm,
Er trat das arme Veilchen.
Und sank und starb und freut sich noch:
Und sterb ich denn, so sterb ich doch
Durch sie, durch sie, 
Zu ihren Füßen doch.

J.W. Goethe



Noch heutzutage findet der Duft unseres Märzveilchen viele LiebhaberInnen. Ihr Duftöl ist in der Tat eine Kostbarkeit. Ich habe gelesen, dass ein Liter Duftöl 8500 € kosten soll. Man braucht aber auch Unmengen von Blüten und Blättern um einen Liter Öl zu bekommen. Leider ist es so, dass die Kosmetikindustrie mittlerweile synthetisches Veilchenduftöl verwendet und ich nehme an, das gilt auch für unsere Veilchenpastillen.

Botanisches:

Unser Duftveilchen gehört zu den ausdauernden Rosettenpflanzen. Botanisch gesehen gehört sie nicht so sehr zu den sittsamsten Spezies der Pflanzenwelt, denn einmal fuß gefasst ist immer fuß gefasst. Dieses Pflänzchen liebt es etwas schattig und nährstoffreiche Lehmböden; man findet sie eben auf Wiesen, in Gebüschen, an Wegrändern und in lichten Wäldern. 

Die Blätter der Märzveilchen sind herzförmig gestielt. Sie gehören zu den Frühblühern, d.h. ihre wunderschönen tiefblauen, dunkelvioletten  Blüten öffnen sich im März bis April, je nach Standort.  Diese bestäubten Blüten bilden keine Früchte, sondern erst die, die im Sommer in Erscheinung tretenden unscheinbaren, geschlossenen Blüten, die sogenannten Sommerblüten. Diese kreieren durch Selbstbestäubung erbsengroße Kapseln, die sich zu Boden neigen. Wenn die Samen reif sind, öffnen sich die Kapseln und lassen sie frei. Die Samen haben ölige Anhängsel welche die  Ameisen lieben. Somit dienen die kleinen fleißigen Insekten der Vermehrung unserer sittsamen Veilchen. Das Märzveilchen vermehrt sich aber auch vegetativ, d.h. durch oberirdische und auch unterirdische (Rhizome) Ausläufer.

Volksheilkunde: 

Es findet das Kraut, welches zur Blütezeit geerntet wird und die Wurzel (Ernte im September) Verwendung.
Der Tee aus dem Kraut und der Wurzel wird innerlich wie äußerlich bei Halsentzündungen, als auswurfförderndes Mittel bei festsitzendem Husten, gegen verschiedene Hautkrankheiten und zur Blutreinigung bei Rheuma (auch als Abwaschung) und bei Nervosität und  Schlaflosigkeit genommen. Und damit der Tee schöner aussieht fügt man auch die blauen Blüten als Korrigens hinzu. Man kann auch einen Sirup aus den Blüten herstellen, der gerne bei Husten eingenommen wird. 

Für den Tee nimmt man 2 Teelöffel Kraut und Wurzel auf 1/4 Liter Wasser, erhitzt das Ganze kurz (erst dann die Blüten hinzufügen) und lässt es fünf Minuten ziehen.

Kommission E:

Null-Monographie für Veilchenwurzel und Kraut. Die Veilchenblüten sind nicht monographiert.

Inhaltsstoffe:

Saponine, Bitterstoffe, ätherisches Öl, Salizylsäuremethylester, Violamin (Anthocyan), Irtidin (Glykosid). Die Saponine wirken schleimlösend und antibakteriell.

Kulinarisches:

Aus den Blüten stellt man Veilchenblütensirup her, den Frühlingsveilchenlikör, Veilchenblütenessig, Veilchenblütengelee, Kandierte Blüten und Blätter ... und und und.

Veilchensirup nach dem Apotheker M. Pahlow

Eine Tasse voll frische Veilchenblüten mit 1/4 L heißem Wasser übergießen und 24 Stunden ziehen lassen. Die Flüssigkeit wieder erhitzen, abgießen und wieder eine Tasse voll mit frischen Blüten übergießen, 24 Stunden stehen lassen. Diesen Ansatz mit der gleichen Menge Honig versetzen. Teelöffelweise eingenommen gegen Husten (Kinder mögen das) oder auch als Nervenberuhigungsmittel.

Herzliche Kräutergrüße eure Kräuterfrau
Niseema Dorothea Broos
Kräuterpädagogin® Volksheilkunde